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#022: Wahre Helden/ stille Helden: Albert Ernest Clifford Young

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Dieses ist die erste Folge einer neuen Podcastkategorie: Wahre Helden/ stille Helden

Heute möchte ich Dir von einer wahren und außergewöhnlichen Geschichte erzählen – eine Geschichte aus meiner neuen Rubrik: „wahre Helden“.

Der Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon galt als einer der schwersten und härtesten Ultramarathons, die es gab. Stattgefunden hat er insgesamt neun Mal von 1983 bis 1991. Doch der erste Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon wurde gleich auch der Marathon, über den die meisten Menschen sprachen, sprechen und wohl auch in Zukunft sprechen werden. Daran beteiligt: Albert Ernest Clifford Young. Kurz: Cliff Young.

Zugegeben, sehr bekannt ist der Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon sicherlich nicht. Außer marathonaffine Personen oder Kenner des Genres wird niemand davon gehört haben. Erst recht nicht, da dieser Wettbewerb seit 1991 wegen des Ausstiegs des Hauptsponsors nicht mehr stattfindet. Dennoch bietet Cliff mit seiner Teilnahme eine Geschichte, die motiviert und einen dazu inspiriert, sich an ihm ein Beispiel zu nehmen.

Das Teilnehmerfeld beim 1983 stattfindenden Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon lässt sich einfach kategorisieren: Lauffanatiker im Alter von 20-30 Jahren. Unter Experten – so hieß es – ist dies auch das Idealalter. Ältere Kandidaten sollten eine Teilnahme ausschließen, denn die Strecke war lang und hart, die Temperaturen hoch und die Belastung extrem. Jüngere Körper könnten dieser Belastung eher standhalten. Außerdem sollten sich die Sportler lange und behutsam darauf vorbereiten. Es galt, sich auf folgenden Rhythmus vorzubereiten: Laufen, Massieren und ca. 5 Stunden Schlaf. Dann weiter im Geschehen. Das war die festgelegte, optimale Rennauslegung.

Kurz vor dem Start des Rennens stand der Termin für das Teilnehmerfoto der ca. 150 angetretenen Sportler. Vor der versammelten Presse gesellte sich ein über 60-jährige Mann zu den Athleten hinzu. Er trug Arbeitsstiefel und einen Overall. Auf die Bitte, er solle aus dem Bild gehen, antwortete er, zur Überraschung aller, folgendes: „Wieso? Ich werde teilnehmen!“ Eine Vorabanmeldung war damals nicht nötig, man musste lediglich zum Startzeitpunkt am Start sein. Sein Name: Cliff Young. Sein Beruf: Kartoffelbauer und Schäfer.

Die Organisatoren waren verblüfft und die Rennteilnehmer dachten an einen PR-Clou, um Aufmerksamkeit zu erregen und den Marathon bekannter zu machen. Doch Cliff war die Angelegenheit ernst. Chancen rechnete ihm keiner aus, wahrscheinlich er selbst auch nicht, aber er wollte unbedingt daran teilnehmen. Der alte Mann wurde belächelt, es wurde sogar angedacht einen Arzt zu holen, da man sich um seine Gesundheit Sorgen machte. Doch letzten Endes lief er mit, da die Organisatoren davon ausgingen, dass er bald aufgeben würde und diese Farce ein Ende hat. Auf die Frage, welche Strategie er beim Rennen verfolge, antwortete er: „Bin ich zum Laufen hier oder was?“ Kurz nach dem Rennstart lag Cliff aufgrund der schweren und untauglichen Ausrüstung schon weit zurück. Als er entfernt noch andere Läufer sehen konnte, sagte der Kommentator des Geschehens folgenden Satz: „Hier sehen sie den Traum eines alten Mannes, der vermutlich seine Mitläufer das letzte Mal gesehen hat.“ Am Ende des Tages hatte er bereits einige Kilometer Rückstand, und die erfahrenen, trainierten Läufer ließen sich bereits massieren und legten sich daraufhin für fünf Stunden schlafen.

Am nächsten Tag, als die Teilnehmer das Rennen wieder aufnahmen, dann die große Überraschung. Cliff Young lag viele Kilometer vor allen anderen. Wie war dies möglich? Und weil Cliff nie die RunnersWord gelesen hatte, selbst noch keinen Marathon gelaufen ist, keine Trainingshinweise gelesen, Keinen Trainer hatte oder mit einem der Eliteläufer geredet hatte, wusste er nicht, dass er nach 19 Stunden eine 5Std. Schlafpause einlegen sollte. Er wußte es einfach nicht und rannte deshalb einfach weiter. Lediglich für Toilettengänge machte er Pause.

Ein kontinuierliches Tempo und nur eine Stunde Schlaf. Während alle anderen also 4 Stunden länger schliefen, lief er in dieser Zeit. Doch selbst zu diesem Zeitpunkt wurde Cliff Young nicht ernst genommen. Viele hielten es für eine Frage der Zeit, bis der alte Mann zusammenbricht und aufgibt. Natürlich schmolz über den Tag hinweg der Vorsprung. Natürlich war er langsamer. Und als der Vorsprung fast vollends aufgeholt wurde, fühlten sich die Experten bestätigt und die Topathleten taten das, was sie einen Tag zuvor taten: Massieren und fünf Stunden schlafen.

Am nächsten Morgen wieder dasselbe Bild: Cliff Young war bis auf eine Stunde Schlaf wieder weiter gelaufen. Und wieder war der Vorsprung, den er erlief, gewaltig. Immer noch gab es jedoch die Hoffnung und die Erwartung, dass er einbricht. Doch er hielt  . Um die Worte des Kommentatoren noch einmal aufzugreifen: Cliff Young sah seine Mitläufer, nachdem sie ihm zu Beginn des Rennens entrannt sind, wirklich nicht wieder. Denn bis zum Ziel hielt er auch den Rhythmus von gleichmäßiger Geschwindigkeit und einer Stunde Schlaf. Cliff Young beendete den Ultramarathon von Sindy nach Melbourne in 5 Tagen 15 Stunden und 4 Minuten. Er beendete ihn nicht nur, sondern gewann ihn und darüberhinaus unterbot er den bisherigen Streckenrekord um sage und schreibe 12h. Unter allen veranstalteten Westfield Sydney to Melbourne Ultra Marathon ist dies die viertschnellste „Zeit“ überhaupt gewesen.

Die Siegprämie in Höhe von 10.000 USD verschenkte er komplett an die ersten fünf Läufer, die nach Ihm die Ziellinie überschritten.
Cliff Young erfüllte sich einen persönlichen Traum bei diesem Rennen einmal teilzunehmen, machte sich ungewollt zur Legende und zum Vorbild vieler heutiger Läufer. Und er lehrt jeden: Man ist nie zu alt, man muss es nur wollen!

In meinen Augen ist Cliff Young ein wahrer Held und eine Inspiration. Er verstarb im Alter von 81 Jahren am 02.11.2003 in Beerwah, Australien.

Oprah Winfrey sagte einmal: „Du bekommst nicht, was du willst. Du bekommst das, was du glaubst!“

Cliff Young.

 

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Sportliche Grüße und viel Spaß bei Deinem Workout.


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von und mit Stefan Schlegel - Unternehmer, Speaker, Personal Trainer, Extremsportler

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